Wohnen & Leben
Trends bei den Bodenbelägen: Natürliche Materialien sind gefragt
In einem fertig eingerichteten Wohnraum wird der Boden oft nur am Rande wahrgenommen. Dabei ist es der Bodenbelag, der mit seiner grossen Fläche eine Grundstimmung in jedem Raum schafft und so die Wohnatmosphäre entscheidend beeinflusst. Deshalb lohnt es sich, wenn man sich über die gewünschte Raumwirkung Gedanken macht, bevor man einen Boden auswählt. Möchte man eher eine warme, moderne oder vielleicht eine rustikale Stimmung erzeugen? Auch andere Kriterien wie die Raumnutzung spielen beim Entscheid eine wichtige Rolle.
Bodentrends
Für alle, die Inspiration und Information brauchen, haben wir bei fünf Innenausbau- und Einrichtungsspezialisten nachgefragt, worauf ihre KundInnen bei der Wahl des Bodens achten und welche Produkte besonders gefragt sind: Hornbach Baumark (Schweiz) AG, Scheuber AG Raumgestaltung, Parkett Käppeli GmbH, BMS Building Materials Suisse und der Naturo Kork AG. Wir danken allen Firmen herzlich für ihre Auskünfte und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial. Bei Hornbach beobachtet man schon seit einigen Jahre einen Trend in Richtung «Homing» und «Cocooning», wie Marketingleiter Reto Kaspar erklärt. «Die Pandemie hat diesen Trend nach Geborgenheit wohl noch verstärkt», vermutet er. Weiche und angenehme Oberflächen, die ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermitteln, seien gefragt. Die Kundinnen und Kunden der auf Raumgestaltung spezialisierten Scheuber AG in Ennetbürgen wiederum wollen sich laut Geschäftsleitungsmitglied Sacha Klemm «mit natürlichen Materialien umgeben, die Charakter und Stil ausstrahlen.»
Zunehmendes Umweltbewusstsein
Bei der Wahl des Bodens spielen vielfältige Kriterien eine Rolle. Bei der Naturo Kork AG, der Schweizer Marktführerin für Korkböden, nimmt man ein stärkeres Umweltbewusstsein wahr. «Unsere Kundinnen und Kunden wollen wissen: Woher kommt ein Produkt, wie wird es hergestellt, und handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff?», sagt Inhaber und Marketingleiter Thomas Rebsamen. Auch bei Hornbach stellt man ein verändertes Kundenverhalten fest. Neben dem Wohngefühl spiele heute auch die Wohngesundheit eine grosse Rolle. «Unsere Kunden informieren sich viel detaillierter über die Inhaltsstoffe von Bodenbelägen und entscheiden sich für Produkte, die keine Schadstoffe enthalten und wenig oder keine Emissionen verursachen», so Reto Kaspar. Für Devin Niederberger, Verkaufsberater bei Parkett Käppeli GmbH in Merenschwand, bleibt die Optik das entscheidende Kriterium bei der Bodenwahl. «Der Boden muss den Geschmack der Kunden treffen. Aber auch Einsatzzweck und Preis sind wichtig.»
Longseller Parkettböden
Parkettböden spielen bei allen befragten Unternehmen die Hauptrolle. Bis zu 90 Prozent beträgt der Anteil dieses Produkts an den gewählten Bodenbelägen. «Parkettböden sind bei Personen beliebt, denen natürliche Materialien wichtig sind oder die einen einzigartigen Boden möchten», so Sacha Klemm. Unter den Hölzern wiederum ist die Eiche das beliebteste. Gründe dafür seien das gute Preis-Leistungs-Verhältnis und die unglaublich grosse Angebotsvielfalt: «Ob lackiert, geölt, geräuchert oder gefärbt: Die Palette ist riesig.»
Aufwendige Verlegearten
Bei den Verlegearten beobachten die Firmen unterschiedliche Trends: Der sogenannte Sägeschnitt wird bei Parkett Käppeli stärker nachgefragt. «Den Kunden gefällt die neue, eher rustikale Optik», sagt Devin Niederberger. Bei der Scheuber AG sind laut Sacha Klemm aufwendigere Muster wie Fischgrat oder Randfries beliebt: «Diese beiden Verlegearten sind sehr aktuell – mehrere Hersteller haben den Trend aufgenommen und bieten entsprechende Produkte an.»
Generell stehen den Kunden bei der Gestaltung ihres Parketts dank der grossen Auswahl an Riemen-Formaten fast unbegrenzte Möglichkeiten offen. «Haben wir die Riemen früher in einem Raum nur in einer Breite verlegt, wollen manche Kundinnen und Kunden heute verschiedene Breiten kombinieren», so Devin Niederberger. Sacha Klemm beobachtet aber auch, dass Böden mit einem ruhigen Ausdruck bevorzugt werden. «Waren vor ein paar Jahren möglichst lebendige Riemen mit vielen Ästen hoch im Kurs, verlangen unsere Kunden heute eher grosse Formate mit einem ruhigen Erscheinungsbild.»
Bei der Oberflächenbehandlung stehen für Böden in Eigentumswohnungen eher das Ölen und für Mietwohnungen das Lackieren im Vordergrund. «Ein geölter Boden atmet und sieht sehr natürlich aus, aber er braucht eine gewisse Pflege», erläutert Sacha Klemm. «Man muss ihn regelmässig pflegen und je nach Gebrauch alle ein bis fünf Jahre ölen. Bei Mietwohnungen kommt dies weniger infrage.»
Trendboden Kork
In Mode sind derzeit auch Korkböden. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Parkett, sondern um einen Naturboden, bei dem die Rinde der Korkeiche das Rohmaterial ist. Auf die Unterlage aus Kork wird ein Dekor aufgedruckt, zum Beispiel in Holzoptik. Korkböden gelten als besonders nachhaltig, weil die Korkeiche nicht gefällt werden muss. Der Baum, der bis zu 300 Jahre alt werden kann, wird alle 9 bis 11 Jahre geschält, ohne dass er Schaden nimmt. Bei Parkett Käppeli ist dieser Bodenbelag der beliebteste nach Parkett und Vinyl. Und Sacha Klemm von der Scheuber AG findet: «Kork ist ein super Boden für Miet- und auch für Familienwohnungen, weil er sich warm anfühlt und weich ist.»
Für Thomas Rebsamen ist damit das Potenzial lange nicht ausgeschöpft. Sein Unternehmen stellt selbst Korkböden her und bezieht das dafür notwendige Rohmaterial aus Portugal und Spanien. «Neben Privatkunden entscheiden sich immer mehr Geschäftskunden für einen Kork-Boden.» Aktuelle Beispiele seien Google (Italien) und Bodyshop (Schweiz).
Die Nachhaltigkeit des Produkts finde grossen Anklang, betont Thomas Rebsamen. Aber auch technologische Neuentwicklungen hätten dazu
beigetragen, dass Kork Marktanteile hinzugewinne. «Dank hoch entwickelten Verfahren sind heute Beläge im Angebot, die technisch und
ästhetisch höchsten Ansprüchen genügen.» So kann man Korkböden durchgehend oder partiell färben, mit allen erdenklichen Designs
bedrucken oder mit Prägungen versehen. Wie beim klassischen Parkett sind sämtliche Verlegarten möglich und die Oberflächen können versiegelt, gewachst oder geölt werden.
Vinyl: kostengünstige Alternative
Vinyl- oder PVC-Böden sind wie Parkettriemen aufgebaut. Es gibt sie wie Kork in ungezählten Dekors zu kaufen, ausserdem sind sie pflegeleicht, robust, langlebig und relativ günstig. Nach Parkett ist dieser Belag der zweitbeliebteste, schätzt Devin Niederberger. «Wir verlegen relativ viel Vinyl, hauptsächlich in den Nasszellen und Nebenräumen wie dem Hobbyraum, zum Teil aber auch in Küchen und in ganzen Wohnungen.» Teilweise ersetze Vinyl heute die Plattenbeläge. Auch Sacha Klemm und Reto Kaspar stellen eine grosse Nachfrage nach Vinyl fest, insbesondere im Ladenbau und bei Renovationen.
Teppiche für mehr Atmosphäre und kuschelige Füsse
Teppiche sind bei verschiedenen Anbietern im Aufwind. Bei Hornbach erlebt dieser Bodenbelag gerade eine «Renaissance» und auch bei der Scheuber AG ist er ein «grosses Thema». Teppiche vermittelten ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit und seien zudem eine preiswerte Möglichkeit, den Wohnraum aufzuwerten, so der Tenor. Sie werden vor allem im Schlafzimmer geschätzt, wo man gerne barfuss geht. Werden sie dort oft vollflächig verlegt, sind im Wohnbereich mehr angepasste Teppichformate gewünscht, zum Beispiel zum Sofa und Salontisch oder unter den Esstisch. Die grössere Nachfrage hängt nach Meinung von Sacha Klemm auch mit der heutigen modernen Bauweise zusammen: «In Neubauwohnungen mit ihren glatten Oberflächen braucht es textile Elemente, um Atmosphäre zu schaffen und den Schall zu reduzieren.»
Platten im Aufwind für den Aussenbereich
Platten werden heute in Privatwohnungen vor allem in den Nasszellen eingesetzt, wie Fredy Gaupp vom Boden- und Badspezialisten Richner in Kriens erklärt, der zur BMS Building Materials Suisse gehört. «Farblich wird querbeet alles gekauft, Trends sind schwierig auszumachen.» Schattierungen von Schwarz über Grau bis Weiss seien beliebt, denn farbliche Akzente könne man im Bad leicht mit Möbeln und Accessoires setzen. Bei Hornbach werden laut Reto Kaspar vor allem grosse Platten in Kombination mit schmalen Fugen nachgefragt. «Natursteinoptiken, warme Farbtöne oder Vintage-Looks in neuen Interpretationen verkaufen wir gut.» Ist bei Richner die Nachfrage nach Platten für den Innenbereich eher rückläufig sei, hat sie für den Aussenbereich in den letzten zwei Jahren «enorm angezogen», wie Fredy Gaupp erklärt. «Terrassenplatten in allen Grössen und Formaten sind sehr gefragt, wobei Kundinnen und Kunden helle Farben bevorzugen.»
Laminat und Linoleum in Privathaushalten kein grosses Thema
Andere Produkte wie Laminat und Linoleum spielen bei den befragten Innenraumspezialisten eine weniger grosse Rolle. Parkett Käppeli hat zwar Laminat im Angebot, aber: «Wir verkaufen praktisch kein Laminat mehr», sagt Devin Niederberger. Linoleum wird aus hygienischen Gründen oft in Arztpraxen und Spitälern eingesetzt, ist aber kein grosses Thema bei Privatkunden.
Zusammengefasst kann man sagen: Parkett ist und bleibt der Lieblingsboden in der Schweiz. Im Zuge der Pandemie hat das Bedürfnis nach Geborgenheit zugenommen, was die Nachfrage nach Teppichen beflügelt. Neue technologische Verfahren haben zu einem stärkeren Einsatz von Kork und Vinyl beigetragen. Bei Kork kommt hinzu, dass Aspekte wie Nachhaltigkeit und Gesundheit beim Kaufentscheid eine grössere Rolle spielen als früher. Allerdings muss ein Boden immer noch in erster Linie gefallen und die vom Kunden gewünschte Raumatmosphäre schaffen.